Über uns

UNSERE GESCHICHTE

Die Quinta da Saraiva blickt auf eine lange Familientradition zurück, die im 18. Jahrhundert ihren Anfang genommen hat. Das heutige Gebäude wurde von den Urgroßeltern der Geschwister Ester, Anália, Salete, Sidónio, Alzira und Heliodoro errichtet. Sie alle wurden auf dem Hof geboren, die Hebamme Frau Agostinha stand dabei ihrer Mutter zur Seite. Die Geschichte des Anwesens wurde in vielen Interviews und Gesprächen dokumentiert, an denen die Nachkommen der Familie Figueira beteiligt waren. Der Familienname „Figueira“ ist vermutlich jüdischen Ursprungs und wurde während der Jahre der Inquisition vergeben. Einige der Familienmitglieder zeigen eindeutig Merkmale anderer Völker, hier hat sich ein vermutlich keltisches oder nordisches Erbe durchgesetzt. Obwohl der eigentliche Stammbaum nicht mehr nachzuvollziehen ist, gibt es auf dem Grundstück der Finca Saraiva einen Figueira-Baum, sprechen Sie einfach unsere Mitarbeitenden darauf an, diese zeigen Ihnen, wo Sie diesen finden können.

DAS ANWESEN

Die Quinta da Saraiva, auf der ursprünglich drei Gebäude errichtet wurden (eines davon wurde zu dem heutigen Hotel umgebaut), umfasste früher ein noch größeres Gebiet, zu dem auch die Anwesen Quinta do Leme, Estreito und Jesús Maria José gehörten. In unserer Fotogalerie können Sie die unzähligen Veränderungen, die das Anwesen im Laufe der Jahrhunderte durchlaufen hat, nachvollziehen. Ein schönes Beispiel dafür ist die große Zisterne, die ehemals als Touristenattraktion galt. Die Familie Figueira, Besitzer der Quinta da Saraiva, haben landestypische Feldfrüchte, wie Weizen, Süßkartoffeln, Zuckerrohr, Tomaten, Trauben, Feigen und andere angebaut. Gleichzeitig betrieb die Familie aber auch eine Viehwirtschaft mit Kühen, Ziegen, Hühnern und Schweinen. Letztere wurden gezielt für das Weihnachtsfest gezüchtet. Das Schweinefleisch wurde gesalzen und eingelagert, das Fest in Schweinsblasen aufbewahrt. Zu dieser Zeit war Strom eher selten, und nachts konnte man die Häuser nur mit Kerosin oder Walöl beleuchten, das bei der Jagd in Porto Moniz gewonnen wurde. Zu Weihnachten wurde dann gerne Schweinefleisch serviert, das zuvor in trockenem Madeirawein eingelegt und mit Knoblauch, Essig, schwarzem Pfeffer und Knoblauch mariniert und dann in Schmalz gebraten wurde. Eine wahre Delikatesse!

ARBEITEN UND LEBEN

Viele der Bewohner von Câmara de Lobos haben sich als Tagelöhner auf der Finca Quinta da Saraiva verdingt, vor allem an den Donnerstagen, die besonders arbeitsreiche Tage waren. Die Besitzer des Hofes boten ihnen dann Kohlsuppe mit Schweinefleisch und Kartoffeln als Mahlzeit an, was in jener Zeit als ganz besonderes Gericht galt. Die Figueira, also die Besitzer des Anwesens, hatten eine ganz eigene Methode, die Bewerber zu beurteilen. Sie beobachteten sie dabei, während die Anwärter ihre Mahlzeiten einnahmen. Wenn jemand zu langsam aß, dann wurde er als faul eingestuft und abgelehnt. Aber obwohl sie als sehr anspruchsvoll galten, waren die Figueira auch für ihre Großzügigkeit und ihre Solidarität bekannt. Die Armut war auf Madeira aufgrund seiner geografischen Isolation, ein ständiger Begleiter. Viele der Arbeitenden gingen barfuß los, um Arbeit zu suchen, während unzählige andere auf der Quinta da Saraiva um Almosen baten. Die Familie Figueira nutzte die freie Zeit an den Wochenenden, um Geld und Essen an die weniger Begünstigten zu verteilen.

FESTE FEIERN

Trotz ihrer Armut feiern die Bewohner Madeiras gerne und nutzen diese Feiertage, um sich zu treffen und auszutauschen. Die Männer gingen dabei von Haus zu Haus, um Geld zu sammeln und so den Wein für das die lokalen Festlichkeiten zu kaufen. Die jungen Frauen der Familie Figueira legten zu diesen Festen ihre besten, handgefertigten Kleider an, insbesondere für das Fest Arraial de São João, das jedes Jahr am 24. Juni ausgerichtet wird. Zu den wichtigsten Terminen auf dem Veranstaltungskalender stehen die Feierlichkeiten zum Fest des São João, São Francisco und Weihnachten. Und zu Weihnachten gibt es auf der Finca der Familie Saraiva schon immer hausgemachten Honigkuchen. Honigkuchen, eine traditionelle Spezialität aus Madeira, wird aus einem Teig mit Mehl und Nüssen, süßem Madeirawein, Tresterschnaps, jungem Apfelwein (Cider), Mandeln, Rosinen, konfiitierten Früchten, Zuckerrohrhonig aus Madeira, Hefe, Backpulver, gemahlenem weißem und schwarzem Pfeffer, Kreuzkümmel, Zimt und Zucker zubereitet. Dafür muss der Teig zwei Tage lang geknetet werden und zwischendurch immer wieder ruhen, um dann nach dem Backen erst sechs Monate später verzehrt zu werden. Auf der Quinta da Saraiva können Sie diesen köstlichen Kuchen heute auch verkosten.

AUSBILDUNG

In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gingen die Kinder in der Regel nach der vierten Klasse von der Schule ab und hatten dabei hauptsächlich Grammatik und Mathematik gelernt. Die Jungen wurden dann Händler oder arbeiteten in der Landwirtschaft, während die Mädchen zu Hausfrauen oder Ehefrauen ausgebildet wurden. Eine weiterführende Bildung wurde damals nur in Funchal angeboten, aber das war für die Familie Figueira kaum machbar, der Bus war teuer und die Busfahrt lang und aufwendig.

Urgroßmutter Inés beschloss damals, dass ihre Kinder nach der Schule das örtliche Kloster Nossa Senhora das Vitórias besuchen sollten, wo sie von den Nonnen unterrichtet wurden. Bei ihrem täglichen Gang zum Kloster nahmen die Kinder ihr Essen in Weidenkörben mit.

Abgesehen davon, organisierte die Familie Figeuira jedes Jahr einen Ausflug und mietet dazu einen Bus an, um gemeinsam mit Freunden und Verwandten die Insel zu erkunden. Es ist durchaus bemerkenswert, welche Bedeutung diese Reisen hatten, wenn man bedenkt, dass eine Reise auf der Insel zu jener Zeit in Bezug auf Unannehmlichkeiten und Seltenheit mit einer Reise zu einem anderen Kontinent in der heutigen Zeit vergleichbar war.

DIE GESELLSCHAFT

Auf der Quinta da Saraiva gab es, obwohl sie damals als Herrenhaus zu den betuchteren Familien galt, kaum Annehmlichkeiten. Die Mädchen mussten zum Beispiel in den frühen Morgenstunden heimlich zum Bach gehen, um die Blicke der Bewohner der Gemeinde zu meiden. Klatsch und Tratsch waren in einer derart isolierten Gegend an der Tagesordnung. Diese Kultur in Verbindung mit einer äußerst konservativen katholischen Erziehung, schränkte die Kommunikation zwischen jungen Leuten unterschiedlichen Geschlechts natürlich stark ein. Lediglich bei besonderen Anlässen konnten die Mädchen ihre Freier vom Balkon aus beobachten. Dabei wurde der eine oder andere Blick ausgetauscht und so erging es auch Ester au der Familie der Figueira, die in einem dieser Augenblicke ihren späteren Mann Arnaldo kennenlernte. Auch bei der sonntäglichen Messe konnten beide Geschlechter zumindest kurz Kontakt miteinander aufnehmen. Zu Weihnachten besuchten alle Bewohner Madeiras die so genannte “Missa do Galo” (Hahnenmesse), die in der Nacht vom 24. um Mitternacht und die “Missa dos Pastores” (Hirtenmesse) um 4 Uhr am Morgen des 25. abgehalten wurde. Nachtclubs und Bars gab es zu dieser Zeit praktisch nicht, dafür aber unzählige Kinos, die am Wochenende um 17 Uhr gerne von den Jungen und Mädchen der Insel frequentiert wurden.

ÜBER DIE GRENZEN HINAUS

Schließlich sollten wir einen letzten Abschnitt der besonderen Beziehung zwischen Quinta da Saraiva (und Madeira im Allgemeinen) und dem Land Venezuela widmen. Die Armut und die Politik des Diktators Salazar führte dazu, dass viele der jungen Männer Madeiras für das Militär rekrutiert wurden. Andere suchten ihr Glück im Ausland und immigrierten nach Australien, Südafrika und Venezuela. Zwei der Figueira-Brüder ließen sich dauerhaft in Venezuela nieder, wo es viele portugiesische Einwanderer gab, die sich oft zusammenschlossen und erheblich zur Entwicklung der Wirtschaft des Landes beitrugen. Anália aus der Familie Figueira heiratete José Rodrigues Diniz, einen Nachbarn von Câmara de Lobos, der sich bis zu seinem Tod im März 2018 um die Quinta da Saraiva kümmerte.

HOTEL QUINTA DA SARAIVA

Um das Erbe und die Seele der Fnca Saraiva zu bewahren, beschlossen die Nachkommen von Anália und José, das Hotel Quinta da Saraiva zu eröffnen. Vom September 2016 bis zu der offziellen Eröffnung im November 2019 arbeiteten sie drei Jahre unermüdlich daran, ihren Traum zu verwirklichen. Das Hotel wird heute vom Enkel Juan Daniel Gonçalves Rodrigues geführt. Wir alle heißen Sie ganz herzlich willkommen und freuen uns darauf, Ihnen die Seele Madeiras auf unserem Anwesen näherzubringen, ein Erlebnis, das Sie sicher noch lange in guter Erinnerung behalten werden. Die Quinta da Saraiva ist wirklich ein besonderer Ort, der es verdient, mit anderen geteilt zu werden.